Ich bin überrascht – positiv! Gerade verlasse ich das neue Waldorf Astoria Berlin, die neue Adresse der Oberklasse-Hotellerie in Deutschland. Natürlich sind das die angenehmen Seiten meines Jobs: Hotels testen.
Es ist Samstagnachmittag. Eigentlich bin ich müde, denn ich bin gerade von einer Incentive-Reise aus Prag zurückgekehrt. In den kommenden 24 Stunden möchte ich mich verwöhnen lassen und das neue Edelhotel am Berliner Ku’damm testen. Wie einiges in Berlin, hat auch dieses Haus verspätet eröffnet. Im Gegensatz zum BER Airport, hat diese Immobilie nach offiziellen Angaben allerdings „nur“ ca. 230 Mio. € gekostet. Ich fahre mit meinem Auto vor und werde, trotz VW Sharan mit übergroßer Werbung darauf, aufs herzlichste begrüßt. Der Portier lächelt mich an und sagt dann: „Herzlich willkommen Zuhause“. Während ich in die Art déco-Empfangshalle schreite, denke ich noch kurz darüber nach und philosophiere, ob diese Begrüßung nicht besser zu Robinson passen würde. Egal, denn der erste Eindruck ist überaus positiv und die Freundlichkeit fühlt sich ehrlich an.
Beim Check-In spüre ich, dass das Personal sehr gut ausgewählt und noch besser geschult wurde. Die Anrede mit meinem Namen ist selbstverständlich Standard. Auch das mir sofort ein Kaffee oder ein Erfrischungsgetränk angeboten wird. Letztendlich sind das alles Sachen, die jedes Hotel können könnte, aber die Art und Weise ist hier im Waldorf Astoria anders. Ich fühle mich besser behandelt, als noch eine Nacht zuvor in einem 5-Sterne Hotel in Prag, welches auch schon sehr gut war.
Das Design des Hotels und der Zimmer ist sehr elegant. Auch noch in zehn Jahren kann ich mir vorstellen, hier Gruppen einzubuchen, ohne das ich mich satt gesehen habe. Zeitlos chic mit hochwertigen Materialien. Zurück zum Personal. Sehr kompetent wird mir mein Zimmer gezeigt. Ich bin ein kleiner Technikfan und hier komme ich auf meine Kosten. TV-Entertainment mit zweitem kleinen Plasma im Badspiegel – nicht schlecht. Soundssystem, Dockingstation für iPhone (leider nur für das 4er, ich habe die 5. Generation) usw.
Abends gönne ich mir einen Cocktail in der „Lang Bar“. Der Cocktail ist perfekt. Leider fühle ich mich hier wie in jeder beliebigen Hotelbar irgendwo auf der Welt. Es fehlt die Atmosphäre, die Stimmung, das Besondere. Auch ein sehr gutes musikalisches Duo kann hier nicht helfen. Also für einen späten Absacker okay, sonst würde ich immer eine Bar in der Umgebung bevorzugen.
Am nächsten Morgen steht der Wellness-Check auf dem Programm. Punkt 7 Uhr bin ich im Bademantel unterwegs. Der Bademantel ist von besonders guter Qualität. Unglaublich weich. Der Pool hingegen ist sehr klein, was aber für ein Stadthotel in Ordnung ist. Whirlpool und Sauna ergänzen das Angebot.
Anschließend folgt der Härtetest: das Frühstück. Ich bin angetan von einem Buffet, welches mich noch hungriger macht. Die Karte, von der ich noch eine große Auswahl bestellen kann, liest sich sehr gut. Ich bestelle Rührei und am Ende noch Pancakes. Apfelmus steht nicht auf der Karte, bekomme ich aber trotzdem. Ein Pluspunkt. Ich liebe Apfelmus.
Danach gönne ich mir noch einen Grünen Tee in der Lobby, um auch hier die Stimmung zu erleben. Die Lobby ist meines Erachtens immer das Herzstück jedes Hotels. An diesem Sonntag ist es ruhig. Am Ende zahle ich meine Rechnung und mein Auto wird vorgefahren. „Auf Wiedersehen“ höre ich von allen Empfangsmitarbeitern und Portiers und das nehme ich wörtlich.
Fazit: Das Waldorf Astoria ist zeitlos chic. Der Service hat mich begeistert. Die Hotelbar hat mich enttäuscht, weil mir hier die Stimmung fehlt. Für Gruppen ist das Hotel geeignet, insofern der Compliance Officer kein Problem damit hat.